Gesellschaft und Demokratie

Unsere Schulgemeinde lebt Toleranz, Respekt und Solidarität. Durch politische Bildung und Diskussionen über aktuelle Themen lernen unsere Schüler:innen, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen und politische Prozesse zu verstehen

Praxisorientierte Aktivitäten ermöglichen es, direkte Erfahrungen mit demokratischen Entscheidungsprozessen zu sammeln. Die Förderung von interkulturellem Verständnis und die Anerkennung kultureller Vielfalt tragen zusätzlich zur Stärkung unseres demokratischen Miteinanders bei und fördern, aus junge Menschen mündigen Bürger:innen werden zu lassen, die Verantwortung für sich und die Gesellschaft übernehmen können. Hier erhalten Sie einen Ausschnitt unserer Arbeit:

Der jährliche Europatag bietet die Gelegenheit, die Vielfalt Europas zu feiern und gleichzeitig einen Raum für Reflexion und Diskussion über die Zukunft unseres Kontinents zu schaffen.

Im Mai jeden Jahres feiern wir hierzu innerhalb der Schulgemeinde. Die interaktiven Workshops, Planspiele oder Aktionen bieten Schüler:innen und unserem Lehrpersonal die Möglichkeit, sich aktiv mit den Grundsätzen, Werten und Institutionen Europas und der Europäischen Union auseinanderzusetzen. So haben wir in den vergangenen Jahren beispielsweise politische Prozesse und Entscheidungsprozesse der Europäischen Union aktiv nachvollzogen, Einblicke in eine Arbeitswelt außerhalb der Grenzen Deutschlands erforscht oder auch die vielfältigen kulturelle Wurzeln unserer Schulgemeinde innerhalb und außerhalb Europas beleuchtet.

Das jahrgangsübergreifende Kreativ-Projekt spricht Schüler:innen der Jahrgänge 9 – 13 an. Den Auftakt machte der erste von insgesamt vier Workshops im August 2021. Inititatorin des Startschusses Renan Demirkan war es dabei wichtig, „das Bewusstsein der Schüler:innen zu aktivieren und sie beim Entdecken der verbrieften Rechte der deutschen Verfassung – die jedem Bürger und jeder Bürgerin als selbstverständlich erscheinen – zu begleiten“.

Dabei, so auch die Rückmeldungen der teilnehmenden Schüler:innen, gibt es niemals klassischen frontalen Unterricht, stattdessen steht das Miteinander-Reden, laut und leise, Ausdrücken von Bedürfnissen, kleiner und großer, sowie freie Formulieren von Wünschen, ohne ermahnende Zeigefinger, im Vordergrund: „Wir erkennen uns selbst, indem wir uns äußern!“, so Demirkan.

Mit ihren ganz persönlichen Vorstellungen und Träumen begeben sich die Schüler:innen der ESK auf eine Projektreise, bei der sie ihre Gedanken zu Respekt und Toleranz sowie Visionen einer modernen demokratischen Gesellschaft zunächst mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz im Bürgerzentrum Ehrenfeld im September 2021 teilen. Im Rahmen der Lesung „Die Internationale Schreibfamilie“ an der VHS Köln im November desselben Jahres bringen die Teilnehmer:innen selbstverfasste Texte außerdem mutig auf die Bühne. Als besonderer Gast des Abschlussabends des vergangenen Projekts erinnert Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments zwischen 2012 und 2017, im Foyer der Europaschule daran, dass ein solches Projekt gerade in einer Zeit, in der „Existenzberechtigung in der Ukraine respektlos abgesprochen wird“, besonders wichtig sei.

Außerdem betont der Politiker, dass Demokratie immer „Arbeit [sei] – Diskussion, Austausch von Argumenten, ein Prozess, eine Entwicklung – die Courage erfordert“.

Unsere Schulgemeinde reflektiert kontinuierlich, wie wir mit unserer Vergangenheit umgehen, insbesondere mit den historischen Ereignissen, die prägend für unsere Identität sind. 

Um die Erfahrungen aus demokratiefeindlichen Zeiten so nachvollziehbar wie möglich zu vermitteln, laden wir Zeitzeug:innen und Autor:innen ein, die in den direkten Dialog mit unseren Schüler:innen treten. So konnten wir beispielsweise in der Vergangenheit beispielsweise Carl Heinz Kipper oder auch Autor Frank Maria Reifenberg für unsere Arbeit gewinnen. Anita Lasker-Wallfisch, eine der letzten Überlebenden des Auschwitz-Mädchenorchesters, ist als Patin eng mit unserer Schule verbunden. Im vergangenen Jahr war Oberstaatsanwalt Andreas Brendel zu Gast, der über die Verfolgung von Verbrechen während der nationalsozialistischen Zeit aufklärte.

Zusätzlich zu diesen Gesprächsanlässen und Projektarbeiten nimmt unsere Schule seit 2020 am Anne-Frank-Tag teil. Dabei erarbeiten die Schüler:innen ein breites Themenspektrum, wie etwa „Jüdische Frauen in Köln“, „Diskriminierung und Rassismus“ und die Geschichte der Menschenrechte. Die bereitgestellten Materialien sind dabei stets altersgerecht, um die gesamte Schulgemeinde in die aktive Auseinandersetzung einzubeziehen.

[Foto: Oberstaatsanwalt Andreas Brendel im Gespräch mit unseren Schülerinnen und Schülern]

An der Europaschule finden regelmäßig Plenumsdiskussionen und Austauschsituationen mit Politiker:innen  statt, um politisches Bewusstsein zu stärken und für demokratische Grundwerte zu sensibilisieren.

Beispielsweise wurden zuletzt Persönlichkeiten wie MdB Sven Lehmann und MdL Florian Braun zu Diskussionen über europäische Politik und Zusammenarbeit begrüßt. Durch den kontinuierlichen Austausch wird die gesamte Schulgemeinde dazu ermutigt, sich aktiv an politischen Prozessen zu beteiligen, kritisch zu denken und die demokratischen Werte zu schätzen, die das Fundament unserer Gesellschaft bilden.

Wir als Europaschule Köln tragen seit 1997, als erste Schule Kölns, den Titel „Schule ohne Rassismus (SoR)“. Die Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ integriert alle Formen der Ungleichwertigkeit in ihren Handlungsansatz.

Das bedeutet, dass wir uns gleichermaßen mit Diskriminierung aufgrund von Religion, sozialer Herkunft, Geschlecht, äußeren Erscheinungsmerkmalen, politischer Überzeugung und sexueller Orientierung auseinandersetzen. Darüber hinaus treten wir aktiv gegen jegliche Ideologien ein, die die Demokratie gefährden. Als Multiplikator:innen für diese Initiative übernimmt seit vielen Jahren unsere Schüler:innenvertretung besondere Verantwortung. Beispielhaft für ein Projekt der vergangenen Jahre ist eine gestaltete Wand mit Handabdrücken vor dem Verwaltungsbereich der Schule, bei der alle Klassen und Kurse der Jahrgänge 5 bis 13 mit je zwei Vertreter:innen beteiligt waren. Das Motto hierbei bleibt aktuell: „Unterschiede? Wir sehen keine…“

Ein fester Bestandteil des Demokratielernens an der Europaschule Köln ist bereits seit vielen Jahren die Durchführung der Juniorwahlen. Vorbereitet durch unsere Lehrkäfte und organisiert von unseren Schulsozialarbeiter:innen schreiten regelmäßig vor Landtags-, Bundestags- oder Europawahlen unsere minderjährigen Schüler:innen zur Wahlurne.

Dabei liegt die Wahlbeteiligung mit ca. 88% deutlich über der bei der Wahl der wählenden erwachsenen Bevölkerung (56%). Als ein authentisches Projekt können die Jugendlichen hier die Erfahrung machen, wie Wahlen ablaufen und wie wichtig es ist, aktiv am politischen Geschehen teilzunehmen. Durch die Juniorwahl lernen die Schüler:innen die verschiedenen Parteien und ihre Programme kennen, diskutieren über politische Themen und setzen sich mit dem Wahlrecht auseinander. Dies stärkt ihr politisches Bewusstsein und ihre Fähigkeit zur politischen Teilhabe. Die Juniorwahl bietet somit eine einzigartige Gelegenheit für junge Menschen, sich mit dem demokratischen Prozess vertraut zu machen und ihre eigene Stimme zu finden. An den Wahlen nehmen landesweit circa 150.000 Schüler:innen unterschiedlichster Schulen teil.

Unsere Schulpat:innen

Im Rahmen eines Festaktes unter dem Motto „EuroVisionen“ übernahm der SPD-Politiker und ehemalige EU-Parlamentspräsident Martin Schulz am m 4. Mai 2024 eine Schulpatenschaft für die Europaschule Köln. Schulz war viele Jahre Mitglied des Europäischen Parlaments, davon mehrere Jahre als Präsident.

In dieser Rolle setzte er sich intensiv für die europäischen Werte, die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten und die Stärkung der EU-Institutionen ein. Diese Zeit prägte sein tiefes Engagement und seine Leidenschaft für europäische Themen. Für Schulz ist die Europäische Union ein Friedensprojekt, das nach den verheerenden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts Frieden und Stabilität in Europa gebracht hat. Er glaubt fest daran, dass nur ein vereintes Europa in der Lage ist, die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern, sei es in der Wirtschaft, bei der Sicherheit oder beim Umweltschutz.

Anita Lasker-Wallfisch ist seit vielen Jahren Patin unserer Schule und war im Rahmen unterschiedlicher Anlässe im direkten Kontakt mit unserer Schulgemeinde. Sie selbst ist deutsch-britische Cellistin und Holocaust-Überlebende. Sie wurde am 17. Juli 1925 in Breslau (heute Wrocław, Polen) geboren. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie zusammen mit ihrer Schwester Renate von den Nationalsozialisten inhaftiert und später ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Als sie etwa im Alter einer Oberstufenschülerin war, traf sie sich nicht mit ihren Freunden oder ging ins Kino, stattdessen kämpfte sie um ihr Leben im KZ Auschwitz.

Eine ganz besondere Fähigkeit, die Frau Dr. Lasker-Wallfisch besitzt, ist die Perfektion am Cello. Dieses Talent der Hingabe an das Instrument gab ihr die Chance, an einem der schlimmsten Orte der Welt zu überleben. Sie kam in das Mädchenorchester des KZ Auschwitz. Sie – wie auch die anderen Mitglieder des Mädchenorchesters – spielte um ihr Überleben. Am 15. April 1945 befreiten die Briten das KZ Bergen-Belsen, indem sie sich zuletzt befand. Der Krieg war endlich vorbei doch ihre Leidenschaft blieb. Frau Dr. Lasker-Wallfisch wurde Mitbegründerin des Londoner English Chamber Orchesters. Endlich konnte Sie ihre Leidenschaft auch beruflich ausüben. Zu Beginn der Jahrtausendwende verabschiedete sie sich von den großen Bühnen dieser Welt und widmete sich einer anderen Leidenschaft: Nach über 40 Jahren begann sie Schüler:innen ihre Geschichte zu erzählen. Zahllose Auftritte liegen hinter ihr, bei uns wie auch an vielen anderen Schulen.

Als Patin unserer Schule unterstützt sie unsere Schüler:innen in ihrer menschlichen Entwicklung und ist eine überaus wichtige Gesprächspartnerin. Sie hilft uns uns mit ihrer Geschichte zur Reflexion und erinnert dabei ganz ohne Zeigefinger, offen für alle Nationen und Religionen zu sein. Ihre Geschichte soll uns vor Augen halten, was alles möglich ist, um nicht die Augen vor der Realität zu verschließen. Auch wenn wir persönlich die Zeit des Nationalsozialismus nicht miterleben mussten, haben wir trotzdem die Verantwortung als Teil einer Nation gegen das Vergessen vorzugehen. Unsere Schule ist mit ihrem großen Nationalitätenumfang ein perfekter Partner, denn jeden Tag treffen sich 1200 Schüler:innen aus über 100 Nationen an diesem Ort. Jeden Tag lernen wir dazu, wie man mit allen Nationen wie auch Religionen zurecht kommen kann.

Lew Kopelew überreichte der Schule 1997 die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus“. Gleichzeitig übernahm er die Schirmherrschaft über verschiedene Projekte der Schule.

Lev Kopelev war ein überzeugter Pazifist und setzte sich sein ganzes Leben lang für Menschenrechte und Frieden ein. Seine Erfahrungen als Dissident in der Sowjetunion und sein Widerstand gegen totalitäre Regime machen ihn zu einem Vorbild für Zivilcourage und Engagement für die Menschlichkeit. Er war stets ein wichtiger Brückenbauer zwischen Kulturen, besonders zwischen Russland und Deutschland. Durch seine Arbeit förderte er das gegenseitige Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Nationen. Dieser Aspekt seines Lebens war besonders wertvoll für Schüler:innen, da er ihnen die Bedeutung von interkulturellem Dialog und Toleranz näherbringen konnte.

Aktuelles

Anmeldung an der Europaschule Köln

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